Entstehung der Stiftung

  • 1992 haben Pater Zito und Guido Bock (geb. Koller) zu Beginn von P. Zitos Pfarrgemeindetätigkeit in Bom Conselho etwa 15 verwahrloste alte und behinderte Menschen aus einem stallartigen Gebäude zunächst in das Pfarrhaus evakuiert. Gemeinsam wurde mit einem lokalen Architekten ein Neubau eines Alten- und Behindertenheims geplant. Dieser wurde mit Spendengeldern aus der kath. Pfarrgemeinde St. Johannes d. T. in Bottrop-Kirchhellen finanziert. Nach etwa einem Jahr Bauzeit konnte das Heim eröffnet werden.
  • 1995 wurden für einige Jahre zwei Häuser für Straßenkinder zusammen mit einer Nähwerkstatt betrieben. Dieses Projekt wurde wegen ausufernder Gewalt und weil es die personellen Ressourcen überstieg, beendet. Drei dieser ehemaligen Straßenkinder arbeiten heute als Priester, einer von ihnen als Jugendgefängnisseelsorger (und gleichzeitig Volljurist).
  • 1992 und 2010 wurden mit Spendengeldern aus Kirchhellen 2 Bauernhöfe erworben, die heute die gesamte Ernährung der Bewohner sowie die Wasserversorgung sicherstellen.
  • 2010 wurden sämtliche Gebäude, Grundstücke und Vermögenswerte juristisch in eine Stiftung überführt, um sie vor potentiellem staatlichen oder kirchlichen Zugriff zu schützen, Pater Zito ist Stiftungspräsident. In einem mindestens monatlich tagendem Stiftungsrat werden alle wesentlichen Entscheidungen getroffen.
  • Nach monatelangen Regenfällen und Überflutungen brach der Staudamm auf dem Hauptbauernhof. Dieser soll 2024 von Facharbeitern solide erneuert und aufgestockt werden.
  • Ende 2023 wurden umfangreiche klimatechnische Vorkehrungen getroffen, der Krankenpflegebereich wurde komplett saniert und klimatisiert. Ein Teil des Daches konnte vom Fledermausbefall befreit und erneuert werden.
  • Für die Zukunft gibt es bereits jetzt eine detaillierte notarielle Nachfolgeregelung. U.a. wird ein junger Priester, der gleichzeitig Volljurist ist, die Leitung übernehmen. Er hat als Straßenkind in der Stiftung Obhut gefunden und ist dort aufgewachsen.
  • Bei jährlichen Gesamteinnahmen und -ausgaben von etwa 200.000,- € konnte infolge der guten Ernte 2023 vor Ort ein kleiner Überschuss von etwa 4.000,- € erwirtschaftet werden, der für die Instandhaltungsarbeiten in 2024 übertragen wurde. Dies zeigt, dass durch langjährige Unterstützung und ein motiviertes Team vor Ort ein – bis auf ein Angewiesensein auf Unterstützung bei größeren Investitionen – sich im Wesentlichen selbst tragendes Hilfsprojekt entstanden ist.
  • Im Juni 2024 wird eine Genossenschaft von 24 Kleinbauernfamilien gegründet werden. Darüber können die Familien dann ihre Produkte an den Staat verkaufen und günstig an Kleinkredite gelangen. Die Lebensmittel werden dann in den Schulen „verkocht“.

    Heute leben dort … (Stand: Mai 2024)
  • 53 alte und behinderte Menschen zwischen 17 und 90Jahren.
  • 31 von Ihnen sind völlig mittellos und haben keinerlei Angehörige. P. Zito wurde für sie vom Amtsgericht als Betreuer bestellt. Dies sind die Hauptadressaten der Stiftung.
  • Weitere 22 Personen haben zwar (meistens) arme Angehörige, die sie jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht selbst pflegen können. Diese zahlen einen einkommensabhängigen Beitrag an die Stiftung.
  • 7 Gästezimmer werden zum Preis von 10,- €/Nacht mit Frühstück an Arbeiter und Besucher der Stadt vermietet und tragen zur finanziellen Deckung bei.
  • Ehrenamtliche wöchentliche Hilfe durch 3 Ärztinnen, eine Psychologin, eine Krankengymnastin, zahlreiche Schülergruppen und ein örtliches Team von 30 aktiven Unterstützern.
  • Geplant ist, auch Senioren aus wohlhabenderen Familien aufzunehmen, die einen deutlich überdurchschnittlichen finanziellen Betrag leisten. Zudem sollen deren Familien involviert werden, um das Bewusstsein für die Anliegen älterer und behinderter Menschen und eine ökologische Landwirtschaft auch in dieser Bevölkerungsgruppe zu vertiefen.

Ziele der Stiftung:

  • Würdevolles Leben der überwiegend mittel- und angehörigenlosen alten und Behinderten Menschen
  • Schaffung attraktiver Arbeitsplätze (aktuell 30 Festangestellte), die mit ihrem auskömmlichen Einkommen ihre Familien gut ernähren können. Diese Arbeitsbedingungen sollen anderen Arbeitgebern der Region als Vorbild dienen.
  • Produktion biologisch erzeugter Lebensmittel und Erhalt der ökologischen Vielfalt der Region. Hierzu unterrichtet P. Zito u.a. in regelmäßigen theoretischen und praktischen Kursen Kleinbauern, an denen bisher 34 Familien teilgenommen haben.
  • Vermehrtes Bewusstsein in der lokalen Bevölkerung für die Belange älterer und behinderter Menschen. Hierzu finden zahlreiche Veranstaltungen in Bom Conselho statt. Jeden September findet z.B. eine Projektwoche der lokalen Schulen zu Gunsten des Alten- und Behindertenheims statt. Halbjährlich werden pflegende Angehörige in einem viertägiger Kurs ärztlich, pflegerisch und juristisch geschult.
  • Förderung des kulturellen Austausches zwischen Brasilien und Deutschland. U.a. haben bisher 17 junge Deutsche bis zu einem Jahr in dem Projekt mitgearbeitet, viele haben es besucht. Insgesamt 5 Menschen aus dem Umfeld der Stiftung haben auf private Einladungen hin Kirchhellen besucht.

Finanzierung:

  • Die Stiftung ist inzwischen in der Lage, aus den lokalen Einnahmen sämtliche laufende Kosten zu decken und je nach Ernteausfall auch kleine Gewinne zu erwirtschaften, mit denen langsam aber stetig kleine Investitionen getätigt werden können.
  • Nahezu sämtliche benötigte Lebensmittel werden auf den Bauernhöfen produziert (jährlicher Wert etwa 60.000,- €).
  • Die komplette Stromproduktion erfolgt autark über eine Solaranlage.
  • Der tägliche Wasserbedarf von 10.000 Liter wird täglich aus der Quelle des Bauernhofs zum Alten- und Pflegeheim transportiert. Dort gibt es zudem eine gefüllte Zisterne mit 300.000 l Fassungsvermögen. Auf dem Dach befinden sich weitere 30.000 Liter Trinkwasser.
  • Für die gerichtlich in Obhut genommenen alten und behinderten Menschen zahlt der Staat Geld in Höhe eines monatlichen Mindestlohnes.
  • Für die weiteren Bewohner zahlen die Angehörigen einkommensabhängig monatlich Geld in Höhe von bis zu 2 Mindestlöhnen.
  • Monatlich veranstaltet eine lokale Unterstützungsgruppe (mit etwa 30 festen Mitgliedern) u.a. Sammelaktionen, Feste, Märkte, Verlosungen, mit denen nicht unerhebliche Einnahmen generiert werden.
  • Überschüssige Lebensmittel werden an die Mitarbeiter und arme Einwohner zu günstigen Preisen verkauft.
  • Größere Investitionen, die nicht komplett von der Stiftung vor Ort aufgebracht werden können, werden mit deutschen Spendengeldern bezuschusst. Die Spenden werden von Misereor verwaltet und in Absprache mit dem deutschen Koordinierungsteam an Pater Zito weitergeleitet. So fallen (lediglich) etwa 2-3x/Jahr geringe Auslandsüberweisungskosten an. Darüber hinaus fallen keine Verwaltungsgebühren o.ä. an. Sämtliche Ein- und Ausgaben werden von Pater Zito akribisch verbucht und aufgeschlüsselt.
  • 2023 konnte vor Ort dank einer guten Ernte ein kleiner Überschuss von etwa 4.000,- € erwirtschaftet werden, der in die Instandhaltung fließt. Die laufenden Kosten werden vor Ort erwirtschaftet, für größere Investitionen sind weiterhin Spenden aus Deutschland erforderlich. Ein gelungenes „Hilfe-zur-Selbsthilfe“-Projekt.
  • Gemeinsam mit Pater Zito verfolgen wir das Ziel, die Einrichtungen der Stiftung zu konsolidieren und für die nächsten Jahre so herzurichten, dass sie u.a. den klimatischen Veränderungen standhalten, so dass dauerhaft eine autarke Versorgung und ein ausreichender wirtschaftlicher Gewinn möglich sind. Wir hoffen, dass die Stiftung dann eines Tages nicht mehr auf deutsche Spendengelder angewiesen sein wird. Eine Ausdehnung der Stiftung ist nicht geplant.

Offizieller Name der Stiftung:
Fundacao Bom Conselho – Kirchhellen, o amor vencera

(etwa: Stiftung Bom Conselho – Kirchhellen – die Liebe siegt)

Bom Conselho im Bundeststaat Pernambuco im Nordosten Brasiliens…

Der gesamte von den Straßen umrahmte Gebäudekomplex bildet das Alten- und Behindertenheim (blau). Grün markiert ist der Männertrakt, der abgerissen, neu gebaut und erweitert werden soll. In Bom Conselho leben etwa 42.000 Einwohner.

4 von 7 Mitgliedern des Stiftungsrats. Neben Zito (3. v.l.) sind dies 3 Priester, die alle in der Stiftung aufgewachsen sind. Einer von ihnen ist gleichzeitig Rechtsanwalt. Die Nachfolge ist notariell geregelt.